Prof. Dr. med. Josef Bäuml, Psychiater, Autor und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni-Klinik München im Ruhestand, stellte am 4. Oktober 2023 in einem Vortrag die Ergebnisse neuer Studien vor, in denen die Bedeutung der Einbeziehung von Angehörigen in die psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung untersucht wurde.
Die Studie bestätigt Vieles, was wir Angehörige auch ohne konkrete Zahlen längst wissen:
- dass wir stark belastet sind (wie Prüflinge vor dem Staatsexamen, aber dauerhaft),
- dass wir häufig auch finanziell Einbußen hinnehmen müssen (gilt für 87% von uns),
- dass Beides vor allem für die Mütter, und ganz besonders für die Mütter von Schizophrenie-Erkrankten gilt.
- Bei zwei Dritteln der Angehörigen zeigen sich deutliche Symptome einer Depression.
Ob Henne oder Ei am Anfang steht, ob eine emotional lebhafte Familie das Stress-Level eines Mitglieds überstrapaziert, oder ob die seelische Erschütterung eines Mitglieds das Ansteigen der Emotionen in der ganzen Familie auslöst – die Einbeziehung von Angehörigen in die Behandlung reduziert auf jeden Fall die Rückfall-Rate deutlich.
Prof. Bäuml empfiehlt den Kliniken, dass sie Dienstausgleich für Angehörigen-Beratung gewähren, und seinen Kollegen, dass sie eine Einladungsroutine entwickeln und in ihrer Kitteltasche stets den roten Teppich für Angehörige bereithalten.
Schließlich seien Angehörige die größte Reha-Einrichtung der Welt – und das gratis. Daher könnte ihnen das Selbstverständnis Vorbild sein, das aus einem großen Plakat am Eingang einer Klinik in der Schweiz spricht:
Wir Angehörige – gut, dass es uns gibt!
Im Vortrag werden weitere Studien-Ergebnisse vorgestellt, wie zur Medikation und zur Behandlung wider Willen.