Thomas Elbert, Universität Konstanz, spricht zu:

 

“Warum sind Menschen gewalttätig und zu aggressivem Verhalten bereit, das bis hin zum Töten seit jeher menschliches Zusammenleben kennzeichnet? Während Gewalt in den zahlreichen Krisenregionen der Welt oft kaum noch als abnormal wahrgenommen wird, werfen Gewalttaten in der eigenen gesellschaftlichen Mitte immer wieder Fragen nach den Gründen auf.

 

  • In Untersuchungen in Kriegsgebieten insbesondere Ostafrikas aber auch Mittelasiens und Kolumbiens hat unser Team quantifiziert, auf welche Weise Menschen zur Gewaltbereitschaft geprägt werden. Dabei wird ein Leitmotiv erkennbar: Neben der reaktiven, also der Verteidigung und Gegenwehr dienenden Gewalt, hat eine andere Aggressionsform, die appetitive Aggression ihre Basis in der biologischen Anlage des Menschen und scheint auf die evolutionäre Herausbildung des Jagdverhaltens rückführbar. Unterwerfen von Menschen kann motivieren, Jagd auf Menschen sogar zum „Combat High“ zum Rausch am Töten führen. So wenig uns dieser Gedanke gefällt: man muss kein geborener sogenannter Psychopath sein, die Lust auf Menschenjagd kann in fast jedem von uns geweckt werden. Den Täter schützt sie auch noch vor Traumafolgen! Wehrt sich das traumatisierte Opfer mit reaktiver Aggression, so wird auch dieses in den Gewaltkreislauf hineingezogen.

 

  • Werden Bedrohungen wiederholt erlebt, so wird das Bedrohungsgefühl zu einem ständigen Begleiter, selbst dann, wenn die Gefahr vorüber ist – es entsteht die post-traumatische Belastungsstörung (PTSD). Entsprechend erlaubt die Vergeschichtlichung und Verortung der Bedrohung in Raum und Zeit, wie sie durch die Narrative Expositionstherapie (NET) erzielt wird eine Heilung. Wie im Vortrag aufgezeigt wird, kann eine NET aber auch dazu dienen, die appetitive Seite der Gewaltzyklen zu durchbrechen.”

 

Informationen und Anmeldungen unter BIOS-BW

Januar 25 @ 18:00
18:00 — 19:25 (1h 25′)

Online

Vortrag