Klinikvereinbarung ZfP Südwürttemberg

Eine neue Vereinbarung und wie sie gelebt werden soll

Der Landesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen hat mit dem ZfP Südwürttemberg eine Klinikvereinbarung getroffen. Sie gilt in den Regionen Alb-Neckar, Donau-Riss, sowie Ravensburg-Bodensee, also zwischen Reutlingen, Ulm, Wangen und Überlingen.

Anfang August war Gabriele Glocker für den LV BW ApK zur Sitzung des Zentralbereichs Pflege und Medizin nach Bad Schussenried eingeladen. Gemeinsam wurde überlegt, wie die Vereinbarung zum Leitfaden für praktisches Handeln im Klinik-Alltag werden kann.

  • Angehörige sind zwar schon länger keine lästigen Bittsteller mehr, sind anerkannt sowohl als Mit-Betroffene, als auch als Weg-Begleiter beim Genesungsprozess – eigentlich.
  • Fachkräfte fangen die seelisch Erschütterten in der Klinik auf, doch wer kümmert sich um ihre ratlosen Familien?
  • Als Mit-Betroffene brauchen Angehörige Verständnis und Mitgefühl für ihre schwierige Situation. Damit sie starke Weg-Begleiter für ihr erkranktes Familienmitglied sein können, brauchen sie zudem solide Kenntnisse über die psychische Erkrankung und die Behandlungsoptionen.
  • Die von personellen Engpässen geplagten Kliniken können sich aber nicht auch noch gleichermaßen intensiv um die Angehörigen ihrer Patient:innen kümmern.
  • Psycho-Edukations-Programme für Angehörige, wie sie seit 2023 in Reutlingen und Weissenau mit großem Engagement entwickelt und teils hybrid angeboten wurden, stehen auf der Kippe. Nur zufällig hatten einige Angehörige davon erfahren.
  • Hier kann der Landesverband helfen, solche Angebote publik zu machen und bei den richtigen Adressaten zu bewerben.
  • Auf der Akut-Station wiederum sollten immer die Flyer des Landesverbandes bereit liegen, und ratsuchenden Angehörigen routinemäßig in die Hand gedrückt werden. Hier kann die Klinik helfen, auf die Selbsthilfe-Angebote aufmerksam zu machen.
  • Die Selbsthilfegruppe für Angehörige entlastet nicht nur die professionellen Helfer, sie leistet einen unschätzbar wertvollen Beitrag zur Entlastung der Menschen, die einem psychisch Erkrankten nahestehen:
  • Weil ähnliche Erfahrungen verbinden, weil man mit seinen oft leidvollen Erfahrungen nicht allein ist und für verstehende Ohren reden kann, weil man voneinander lernt, sich gegenseitig hilft und Mut macht.

Nun ist es an beiden Vereinbarungspartnern, jeweils auf ihrer Seite dafür zu sorgen, dass die geknüpften Fäden aufgenommen und weitergesponnen werden:

  • alle in den Kliniken Tätigen und alle Mitglieder des LV BW ApK sollten die Vereinbarung kennen, neue Mitarbeiter bzw. Mitglieder sie kennenlernen
  • beide Seiten benennen Ansprechpartner, die regelmäßig Kontakt aufnehmen
  • der Kontakt wird gepflegt, indem gemeinsame Veranstaltungen in verschiedenen Formaten in den Kliniken stattfinden, auch als trialogische Gespräche
  • diese Veranstaltungen werden auf beiden Websites, in der Lokalpresse und auf Postern vor Ort beworben
  • der LV BW ApK steht im Kontakt zu Patientenfürsprechern und IBB-Stellen

Wir möchten unsere Besucher dazu einladen, die Vereinbarung hier
kennenzulernen. Warum eigentlich sollte es nicht möglich sein, sie in weiteren Regionen, ja in ganz Baden-Württemberg zu etablieren? Wäre es nicht an der Zeit den Flickenteppich zu überwinden?