Das Netzwerk ESSENzPSYCHE

Gemeinsam die Möglichkeiten von Menschen mit psychischen Erkrankungen maximieren, einen gesunden Lebensstil zu führen

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben eine geringere Lebenserwartung, was auf somatische Komorbiditäten, wie das metabolische Syndrom, aber auch dem tragischen Verlust von Leben durch Suizide und die Beeinträchtigung der körperlichen Gesundheit durch Medikamente zurückzuführen ist.

Das metabolische Syndrom (auch tödliches Quartett genannt) wird (neben dem Rauchen) als der entscheidende Risikofaktor für Erkrankungen der arteriellen Gefäße angesehen und ist durch folgende Risikofaktoren gekennzeichnet: Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte (Triglyceride/ HDL-Cholesterin), bauchbetontes Übergewicht und Insulinresistenz.

Eine wichtige Rolle spielen dabei ungünstige Lebensstilfaktoren. Die Prävention und Behandlung körperlicher Erkrankungen wird in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung bislang jedoch vernachlässigt. Vor diesem Hintergrund gründeten Angehörige, Betroffene sowie Vertreter*innen verschiedener Berufsgruppen (Ernährungsfachkräfte, Psychiater*innen, Psycholog*innen) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2021 das ESSENzPSYCHE-Netzwerk, in dem auch der LV BW ApK vertreten ist.

Gemeinsam möchte das Netzwerk ernährungsbezogene Interventionen entwickeln und implementieren, welche zu einer ganzheitlichen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen beitragen, aber auch die Selbstfürsorge der Betroffenen fördern können. Zentrale Themen sind die frühzeitige Information, der niedrigschwellige Zugang zu den Angeboten und die Stärkung des Durchhaltevermögens und hinsichtlich der Fachkräfte, die Weiterbildung, die interprofessionelle Zusammenarbeit, und die Integration bzw. Anbindung der Angebote in bestehende Versorgungsstrukturen.

Es gibt im Rahmen psychischer Erkrankungen, für Betroffene und Angehörige psychisch erkrankter Menschen, sicherlich wichtigere Themen als die Ernährung. Eine gesunde Ernährung ist wichtig, aber sie wird wohl nicht alle Probleme lösen und kaum die Genesung einer schweren, chronischen psychischen Erkrankung herbeiführen.

Und doch ist die Ernährung ein wichtiger Baustein für unsere physische und psychische Gesundheit. Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Psyche ist keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Tatsächlich beschäftigen sich Wissenschaftler*innen mehr und mehr mit dieser Thematik und konnten bereits einen kausalen Zusammenhang zwischen Ernährung und z. B. Depressionen und Schizophrenie nachweisen. Und dabei geht es nicht nur um die Prävention. Studien konnten nachweisen, dass sogar, wenn die Erkrankung bereits eingetreten ist, die richtige Ernährung einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben und zur Therapie eingesetzt werden kann.

“Ernährung und ein gesunder Lebenswandel – inklusive Schlafverhalten, Aktivitätsgrad und, ob man regelmäßig die Wohnung verlässt, frische Luft und natürliches Licht abbekommt – können einen großen Einfluss auf die Psyche haben”, sagt Ernährungswissenschaftlerin Priya Tew. “Wenn sich jemand vor allem von Chips und Schokolade ernährt und nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich nimmt, kann eine Umstellung der Ernährung einen großen Unterschied machen.“

Frau DDr.in Sabrina Mörkl ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin an der Medizinischen Universität Graz und Mitglied im Netzwerk ESSENzPSYCHE. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen Ernährung, Darm und Gehirn. Ihren kostenlosen Online-Kurs für Patient*innen und Angehörige zum Thema: Depression und gesunde Ernährung (Dauer: 72 min.) finden Sie hier verlinkt.